Schöneberg
Öffentliche Stadtführungen
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Das Dorf Schöneberg
Die Besiedelung des Teltow durch deutsche Kolonisatoren begann im 12. Jahrhundert und verlief vor allem in zwei Phasen ab. In der ersten Phase waren die Slawen am Siedlungsprozess beteiligt. Es wurden kleinere deutsche Siedlungen zwischen der ansässigen Bevölkerung gegründet, die Bewohner der Dörfer lebten in vielen Fällen zusammen. Die zweite, planmäßigere Phase begann um 1220. Eine Reihe älterer Siedlungen wurde bereits schon wieder aufgegeben oder umgestaltet. Dabei entstanden Wüstungen.
In Schöneberg gibe es Überreste einer solchen Wüstung am „Dorfpfuhl“, in der Nähe der heutigen Arnulfstraße. Während der zweiten Siedlungsphase entstand das Dorf Schöneberg, und es gehörte in der ersten Zeit zur Grundherrschaft des Spandauer Nonnenklosters. Das Nonnenkloster war die bedeutendste geistliche Institution im Raum Berlin. Es wurde 1232 gegründet und wie die Mönchsklöster Lehnin und Chorin von den askanischen Markgrafen mit reichem Grundbesitz ausgestattet. Schöneberg lag auf einer Anhöhe am Nordrand des Teltows. Trotzdem geht der Name „Schöneberg“ wahrscheinlich eher auf den Heimatort der ersten Kolonisten zurück. Die Schöneberger Ländereien gingen 1375 an die Grundherren der Parys, ab 1451 besaßen die Falkenrehdes das Dorf, später Japar von Redern zu Beetz und Caspar und Achim von Redern zu Schwandt. Dann wurde es 1506 an den Kurfürsten von Brandenburg, Joachim I. Nestor und an seinen Bruder Markgraf Albrecht verkauft.
Unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. war die wirtschaftliche Situation der Schöneberger besser als die vieler anderer Dörfer. Das lag zum einen an der Nähe zu Berlin, zum andern an der Lage an der Potsdamer Chaussee. Die Schöneberger Bauern verschafften sich durch Fuhrgeschäfte nach den Residenzstädten Berlin und Potsdam zusätzliche Einnahmen. Auch der Zustand der Häuser war besser als der vieler anderer Dörfer. 1751 entstand in der Binnenkolonisation zwischen Schöneberg und dem Botanischen Garten (heute Heinrich Kleist Park) entlang der Potsdamer Chaussee das böhmische Weberdorf Neu-Schöneberg. Im Oktober 1770, während des Siebenjährigen Krieges, brannte Alt-Schöneberg völlig ab und die Bevölkerung kam bei den böhmischen Nachbarn unter. Seitdem bestand ein enges Verhältnis zwischen Alt- und Neu-Schönebergern. Durch die völlige Zerstörung Schönebergs in dieser Zeit wurden die Bauern dort einige Jahrzehnte früher freie bäuerliche Landwirte als in den meisten anderen Regionen Preußens. Damit hatte sich der Staat nämlich gegenüber den Bauern aller Verpflichtungen entledigt.
Ab 1765 entwickelte sich der Botanische Garten zum Arboretum. Der Garten wurde erweitert und wurde eine Attraktion auch für die Berliner. Schöneberg entwickelte sich neben dem Tiergarten, Charlottenburg und Treptow zu einem beliebten Ausflugsziel – und zu einem Sommeraufenthaltsort. Bereits am Ende des 18. Jahrhunderts erwarben Berliner Bürger in Schöneberg Land. In dieser Zeit wechselten Bauerngüter und auch Kolonistenhöfe in Berliner Besitz, und es begann die Bebauung mit Landhäusern südlich der Schafgrabenbrücke (heute Potsdamer Brücke über den Landwehrkanal). Die Grundstücksverkäufe an die Berliner ließen viele Schöneberger Bauern wohlhabend werden schon vor den großen Terrainverkäufen in der Gründerzeit am Ende des 19. Jahrhunderts. Schöneberg war damit ein Vorreiter für die spätere Entwicklung um Berlin herum. 1838 wurde die Berlin-Potsdamer Eisenbahn eröffnet, 1841 folgte die Anhalter Bahn. Bahnhöfe bekamen Neu- und Alt-Schöneberg aber erst einige Jahre später.
Bevor auf der „Böhmischen Bleiche“ der Kaufmann Chmelick seine Badeanstalt eröffnete, wurde das Gelände neben dem Bleichplatz der Kattunfabrik fast ausschließlich für Gärtnereien genutzt. Schon wenige Jahrzehnte später siedelten sich dort vor allem Berliner Beamte, Rentiers und Künstler an. In den 1840er Jahren dehnte sich die Bebauung bereits über die Potsdamer Straße und Am Karlsbad sowie auf der Lützower Wegstraße (heute Lützowstraße) und der Straße Auf dem Felde aus. In der Potsdamer Straße, Ecke Lützower Wegstraße (heute Lützowufer) wurde das Elisabeth-Kranken- und Diakonissenhaus eröffnet, das von dem 1833 gegründeten Frauen-Krankenverein geführt wurde. Auch das alte Dorf hatte sich verändert. Die alten dörflichen Grundstücke waren teilweise mehrmals geteilt worden. Neben den 14 Bauerngutsbesitzern und den 7 Kossäten gab es bereits weitere 26 Hauseigentümer, die ganz unterschiedliche Berufe ausübten. In den 1850er Jahren wurde zwischen Berlin und dem „Schwarzen Adler“ (Alt-Schöneberg 4) Gaslaternen aufgestellt; auf der Strecke verkehrte nun ein Pferdeomnibus.
Die Industrialisierung Schönebergs
Seit 1850 gab es Pläne, Schöneberg oder zumindest Teile der Gemeinde mit Berlin zu vereinigen, wogegen sich die Alteingesessenen vehement wehrten. Am Ende unterbreiteten die Alt-Schöneberger den Vorschlag, aus Alt- und Neu-Schöneberg, dem Tempelhofer Unterland und dem Kreuzberg eine eigenständige Stadt zu bilden, deren Hauptstraße von Alt-Schöneberg entlang des Höhenzuges bis zum Kreuzberg führen sollte. Gegen die Interessen der Schöneberger wurde Berlin zum 1. Januar 1861 um das inzwischen dicht bebaute Gebiet zwischen dem Potsdamer Tor (heute Potsdamer Platz) bis hin zum Botanischen Garten erweitert. Die Berliner hatten in Schöneberg inzwischen das Sagen. Der eingemeindete Nordteil nahm durch die ständig dichter werdende Bebauung immer mehr städtischen Charakter an. 1874 wurden die Gemeinden Neu- und Alt-Schöneberg zu einer Gemeinde vereinigt. Ab 1879 verkehrte eine Pferdeeisenbahnlinie zwischen Potsdamer Platz und der Schöneberger Dorfkirche.
Nur langsam entwickelten sich neben den landwirtschaftlichen und kleinen handwerklichen Betrieben erste Industrien. 1867 gründete Heinrich Schlegel an der Hauptstraße 112-114 die Schöneberger Schlossbrauerei. Innerhalb des Dorfes hatten sich Abmelkwirtschaften und Fuhrunternehmen etabliert. Auf dem Grundstück Kaiser-Wilhelm-Platz 3 wurde das erste Amtshaus mit einem Gefängnis gebaut. Bereits einige Jahre vor der Eingemeindung hatte der Polizeipräsident von Berlin eine Baupolizeiordnung für die Stadt erlassen, die nun auch für die eingemeindeten Teile Schönebergs galt. Sie behandelten vor allem Feuerschutzfragen, Nachbarschaftsverhältnisse, enthielten aber auch Festlegungen hinsichtlich der Höhe der Häuser und der Größe der Höfe. Anfang der 1860er Jahre legte James Hobrecht einen Bebauungsplan für die Umgebung Berlins vor, der die generellen Straßenzüge und Plätze, die Fluchtlinien und die vorgesehenen Baublöcke auch für Schöneberg festlegte.
Die Bebauung des Nordens setzte – ausgehend von der Potsdamer Straße – rund um den Nollendorfplatz ein, an dessen Nordseite Ende der 1860er Jahre das Kielgan-Viertel entstand. Es wurde nach seinem Besitzer, dem Gärtner Georg Friedrich Kielgan, der für seine bisher gärtnerisch genutzten Ländereien einen Bebauungsplan für eine Landhaus- und Villenkolonie erstellen ließ. Im Kielgan-Viertel sind nur noch wenige Stadtvillen erhalten. Mietskasernen entstanden vor allem rund um den Dennewitzplatz.
Nach der Reichsgründung, 1871, setzte im Südwesten, bereits auf Wilmersdorfer Gebiet, die Bebauung ein. Johann Anton Wilhelm Carstenn war Besitzer der Güter Giesendorf, Lichterfelde und Wilmersdorf. Er ließ die mittelständische Wohnsiedlung Friedenau mit Straßen und Plätzen in Form einer französischen Gartenanlage anlegen. An der Potsdamer Eisenbahnlinie wurde 1874 auf Schöneberger Gebiet die Bahnstation Friedenau eröffnet. 1887 trat die neue Bauordnung für Berlin in Kraft, die auf die Vororte Berlins innerhalb der Ringbahn ausgedehnt wurde. Zwischen 1882 und 1895 dehnte sich die Bebauung südlich des Nollendorfplatzes und entlang der Potsdamer Bahn bis zur alten Dorfaue aus. Auch im Westen verstärkte sich die Bautätigkeit. Dort entstanden vor allem Mietskasernen mit kleinen Wohnungen. Das Westgelände befand sich noch immer in Besitz Alt-Schöneberger Bauernfamilien, die inzwischen zu „Millionenbauern“ geworden waren (→Wilmersdorf). Rund um den Viktoria-Luise-Platz und im späteren Bayerischen Viertel entstanden Wohnhäuser für den Mittelstand mit wenigen Quergebäuden, mit Schmuckanlagen versehenen Höfen und in den Wohnstraßen auch mit geräumigen Vorgärten.
Die Stadt Schöneberg
Die Bevölkerung wuchs in der Gründerzeit auch in Schöneberg rasant. Waren es 1871 noch 4555 Einwohner, erreichte die Bevölkerungszahl um 1900 herum bereits die 100.000-Grenze. 1919 gab es etwa 175.000 Schöneberger.
Am 1. April 1898 erhielt Schöneberg das Stadtrecht. Kurz darauf wandte sich die Gemeinde Friedenau an Schöneberg mit dem Wunsch nach einerVereinigung mit der Stadt. Das scheiterte vorerst am Einspruch des Landkreises Teltow, der immer mehr finanzkräftige Landgemeinden im Berliner Speckgürtel verlor. Der erste Bürgermeister der Stadt Schöneberg war Rudolph Wilde, der ab 1902 Oberbürgermeister war. Sein Nachfolger und letzter Oberbürgermeister war Alexander Dominicus.
Mit der fortschreitenden Bebauung mit Mietskasernen verstärkte sich auch die Industrie- und Gewerbeansiedelung in den Hinterhöfen. Zentrum dieser Entwicklung waren vor allem die Hauptstraße und Friedenau, bevor die Betriebe später in die neuen Gewerbegebiete zogen. Eines befand sich am Tempelhofer Weg, in dessen Nachbarschaft die Königliche Eisenbahn-Hauptwerkstatt Tempelhof und das ausgedehnte Gelände der Eisenbahnregimenter lagen. 1884 kam auch noch eine Luftschiffabteilung hinzu. Im Zusammenhang mit den großen Erweiterungsbauten der Berliner Ringbahn wurde der kurvenreiche und mit erheblichen Steigungen versehene Tempelhofer Weg durch eine gerade Straße, dem Sachsendamm, ersetzt. Im August 1896 wurden am Nollendorfplatz, der Maaßen- und Motzstraße Gaslaternen aufgestellt, und einige Häuser hatten bereits Gasanschluss. Mit der Übergabe des Viktoria-Luise-Platzes durch die Berliner Bodengesellschaft an die Stadtgemeinde im Juni 1900 fielen der Stadt auch die Betriebskosten für die ersten elektrischen Straßenlampen zu.
Am Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Botanische Garten auf ein Areal der Domäne Dahlem verlegt. 1910 fanden die von Gontard geschaffenen Kolonnaden aus der Berliner Königstraße (am Alexanderplatz) auf dem alten Gelände des Botanischen Gartens, das nun als öffentliche Parkanlage vorgesehen war (heute Rudolph-Wilde-Park) einen neuen Platz. Zur gleichen Zeit entstand dort auch das neue Preußische Kammergericht. Zwischen 1906 und 1910 wurde das Auguste-Viktoria-Krankenhaus (AVK) in drei Schritten eröffnet. Schöneberg besaß mit dem AVK jahrelang das größte und modernste Krankenhaus im Berliner Raum. 1914 wurde das neue Schöneberger Rathaus eröffnet, ein Symbol für den Reichtum der Stadt – vor allem gegenüber Berlin. Billiger fiel der Bau das Rathaus der noch immer unabhängigen Friedenauer Landgemeinde am Lauter Platz (heutiger Breslauer Platz) aus, das 1917 eröffnet wurde. Friedenau hatte bereits um 1900 herum schon seinen Landhauscharakter verloren; seit 1897 war dort der Bau zuerst dreistöckiger, später auch höherer Wohnhäuser zugelassen. Friedenau war seit 1894 ein eigener Amtsbezirk und war inzwischen als wohlhabende Kommune bei den umliegenden Gemeinden begehrt. Friedenau sah es nun selbst als einen Nachteil an, sich nach Schöneberg, 1908 nach Steglitz oder 1912 gar nach Berlin eingemeinden zu lassen. Der Amtsbezirk Friedenau erwog in dieser Zeit sogar, das Stadtrecht zu erlangen.
Eine bessere Anbindung der Schöneberger Wohngebiete an die Eisenbahn kam 1881 und 1887 durch die Eröffnung der beiden neuen Ringbahnhöfe an der Kolonnenstraße und dem Bahnhof Ebersstraße. 1899 berührten sieben Straßenbahnlinien das Schöneberger Stadtgebiet, 1908 unterhielt allein die „Große Berliner Straßenbahn“ 31 Linien, die durch Schöneberg verkehrten. Die „Westliche Berliner Vorortbahn“ hatte fünf, die „Südliche Berliner Vorortbahn“ vier Linien eingerichtet. Nur einige Monate nach der Eröffnung der Berliner und Charlottenburger U-Bahnlinie Potsdamer Platz – Zoologischer Garten im März 1902 (heutige U-Bahnlinie 2), beschloss der Magistrat von Schöneberg den Bau einer eigenen Schnellbahn. 1908 wurde die Linie Nollendorfplatz – Innsbrucker Platz eröffnet (heutige U-Bahnlinie 4). Damit war Schöneberg die zweite deutsche Großstadt nach Berlin mit einer eigenen U-Bahn.
Der Bezirk Schöneberg
Bereits 1912 wurden die Städte um Berlin herum in den Zweckverband Groß-Berlin eingebunden. Am 1. Oktober 1920 trat die Verfassung für die neue Stadtgemeinde Groß-Berlin in Kraft. Schöneberg wurde nach Berlin eingegliedert, was vom Oberbürgermeister Dominicus unterstützt wurde. Schönebeg bildete jetzt zusammen mit Friedenau einen eigenen Verwaltungsbezirk. Mit der Änderung der Bezirksgrenzen, 1938, kamen die südlich der Kurfürstenstraße gelegenen Gebiete wieder zurück an Schöneberg. Auch die Charlottenburger Gebiete zwischen Nollendorfplatz und Nürnberger Straße gehörten jetzt zum Bezirk Schöneberg, während einige Teile im Osten an Tempelhof abgegeben wurden.
Bereits vor und während des Ersten Weltkrieges begann man in Schöneberg mit der Planung von Wohnanlagen wie der Siedlung Lindenhof oder den Friedenauer „Ceciliengärten“. Noch in den 1920er Jahren verdichtete sich die Bebauung in Schöneberg immer weiter, und es entstanden weitere Wohnsiedlungen.
Bei den Landtagswahlen 1932 erreichte die NSDAP in Schöneberg über 35 Prozent der abgegebenen Stimmen, ein Ergebnis, das sonst nur in den Bezirken Steglitz und Zehlendorf erreicht wurde. Gleich nach der Machtübernahme richteten die Nationalsozialisten in Schöneberg SA-Lokale und Nazitreffpunkte ein, aus denen heraus die Bevölkerung terrorisiert wurde. (→Prenzlauer Berg) Nur der Osten Schönebergs, besonders die „Rote Insel“, im Eisenbahndreieck zwischen den S-Bahnhöfen Schöneberg, Südkreuz und Yorkstraße gelegen, hatte sich seit dem Ersten Weltkrieg zu einer Hochburg der Kommunisten entwickelt, die nun den nationalsozialistischen Übergriffen ausgesetzt waren. Vor allem im Bayerischen Viertel wurde jüdischer Haus- und Grundbesitz von den Nationalsozialisten enteignet, das heißt gestohlen. Die Statistik spricht heute von 49 Mietshäusern, die „arisiert” wurden. Die 1910 gebaute Synagoge in der Münchener Straße 37 wurde von den Nationalsozialisten 1938 geschändet und später als Sammelstelle für die von der jüdischen Bevölkerung konfiszierten Radios, Fahrräder, Schreibmaschinen und Fotoapparate missbraucht, um die jüdische Bevölkerung auf diese Weise vom gesamten öffentlichen Leben und jeder Kommunikation auszuschließen. Aber auch die Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ hatte in Schöneberg in dieser Zeit drei Funkstationen eingerichtet.
Am Grazer Damm entstand Ende der 1930er Jahre ein Beispiel der Wohnungsbauarchitektur in der Zeit des Nationalsozialismus. Aus dieser Zeit sind aber vor allem zwei Institutionen in Schöneberg deutschlandweit bekannt geworden: das ehemalige Preußische Kammergericht war nun Sitz des berüchtigten Volksgerichtshofes. Im Berliner Sportpalast, in dem nicht nur die Sechs-Tage-Rennen stattfanden, hielt Informations- und Propagandaminister Joseph Goebbels 1943 seine nekannte Sportpalastrede („Wollt ihr den totalen Krieg“). Der Sportpalast wurde 1973 abgerissen. Auf dem Gelände steht heute der „Sozialpalast”, ein nicht nur stadtweit bekanntes Wohnungsbauhochhaus aus den 1970er Jahren, das vor allem wegen der sozialen Probleme der Mieter und der sozialen Spannungen immer wieder in den Schlagzeilen ist.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren vor allem der Norden zwischen Wittenberg- und Dennewitzplatz und das Bayerische Viertel stark zerstört. Im Februar 1946 wurde der „Rundfunk im Amerikanischen Sektor“ (RIAS) gegründet, der zuerst aus dem Post- und Fernmeldezentrum in der Winterfeldtstraße, dann aus dem ehemaligen Verwaltungsgebäude des Bayerischen Stickstoffsyndikats in der Kufsteiner Straße sendete. Im Juni 1949 verlegten die West-Berliner Stadtverordneten, nachdem sie aus dem bis dahin noch Groß-Berliner Magistrat in Berlin-Mitte gedrängt worden waren, ihren Amtssitz zuerst ins Charlottenburger, dann in das geäumige Schöneberger Rathaus, das von nun an – bis 1990 – der Sitz des West-Berliner Senats und des Abgeordnetenhauses war. Das Gebäude des ehemaligen Volksgerichtshofs war nun Sitz der Alliierten Kommandantur für die Viersektorenstadt und war dem Alliierten Kontrollrat unterstellt. Heute beherbergt es das Berliner Landesverfassungsgericht Seit den 1980er Jahren hat sich in der Umgebung des Nollendorfplatz’ eine folkloristische Homosexuellen-Szene etabliert mit Kneipen, Geschäften und Hotels.
Seit dem 1. Januar 2001 ist Schöneberg durch die Verwaltungsreform Teil des Bezirkes Tempelhof-Schöneberg.